Ödipus

Eine Gemeinschaftsproduktion Theaterhaus Stuttgart und Berliner Ensemble

"Es gibt das Stück nicht, das wir machen wollen. Wir müssen es ganz neue erfinden - so, wie es noch nie vorher war."
George Tabori

Wer hier erfindet, das sind der Regisseur George Tabori zusammen mit der Tänzerin Marcia Haydée, Ismael Ivo, Cristina Perera und Chiara Tanesini sowie der Schauspieler Jonas Fürstenau. Im Zusammentreffen von Ivos und Haydées assoziierender Choreografie und Taboris Lust an äußerster szenischer Einfachheit wird hier der Mythos von Ödipus neu und heutig erzählt.
Die Pest wütet in Theben - Die Felder bringen keine Früchte mehr, die Frauen gebären Tote, jeder Tag schüttet neue Leichenberge auf. Das Unglück der Stadt ist die Strafe für den nie aufgeklärten Mord an Laios, dem früheren König. Ödipus, sein Nachfolger in Amt und Bett, verspricht die Stadt zu retten. Doch was er nicht weiß, ist, dass er der Sohn von Laios ist; dass er selbst zu dessen Mörder wurde und das die Frau , mit der er zusammenlebt und Kinder hat, seine Mutter ist. So wird der wütende Prozess, den er als König gegen Unbekannt führt, zu seinem eigenen Absturz. Er, der Sehende, war immer blind, und der, der blind ist, der Seher Teiresias, öffnet ihm den Blick ins Entsetzliche.
Ohne Text und Erklärung, nur mit den Mitteln von Gestik und Bewegung, durch die Wirkung von Gesicht und körperlichem Ausdruck lotet Tabori mit den Akteuren das allgemein menschliche des Mythos aus: das Begehren nach der Mutter, die Eifersucht gegen den Vater, das Nichterkennen des eigenen Weges und den Hass gegen das Nicht-Sehen Können - die Ohnmacht.
Wenn Ödipus sich zum Schluss selbst blendet, weil die Augen ihn im Stich gelassen haben, so wird er nicht nur die ganze Skala der Gefühle durchschritten haben, sondern Taboris subversiver Humor wird zu diesem tragischen Fall das geeignete Störfeuer geliefert haben.