Premiere
Gauthier Dance JUNIORS//
Theaterhaus Stuttgart

Radical Classical

Ein Paar weißer Spitzenschuhe mit Nieten hängt vor einem schwarzen Hintergrund, der mit Musiknoten beschriftet ist.
© Rainhardt Albrecht-Herz

Beschreibung

Choreographien von Aszure Barton, Mauro de Candia, Marie Chouinard, Eric Gauthier, Marco Goecke, Andreas Heise, Ohad Naharin

Mit sieben filmischen Portraits über die Faszination Klassik

Welche Kunstform verbindet klassische Musik und Bewegung? Bei einer Blitzumfrage auf der Straße würden sicherlich fast alle mit „Ballett“ antworten.  Doch wie faszinierend die Kombination von zeitgenössischem Tanz und Klassik sein kann, zeigt Radical Classical. Auf dem Programm stehen sieben moderne „Klassiker“ berühmter Choreograph:innen. Die Gauthier Dance JUNIORS beweisen in diesem technisch wie darstellerisch ausgesprochen anspruchsvollen Programm, dass Klassik radikal, überraschend und unglaublich lebendig sein kann.

Zwischen den Tanzstücken öffnen kurze, eigens produzierte Filme kleine Türen in die Welt der klassischen Musik. Sieben sehr persönliche Portraits mit unterschiedlichen Expert:innen ihres Fachs beleuchten jedes Musikstück des Abends aus einem anderen Winkel und eröffnen ungewöhnliche und spannende Einblicke: mal in die Welt der Instrumente, mal in die Köpfe der Komponist:innen, mal in die Arbeit der Musiker:innen. Gemeinsam mit dem Autor und Regisseur Thomas Geiger entstand so eine Reihe an filmischen Miniaturen, die die Musik nicht erklären - sondern fühlbar machen.

Mit ihrem Pas de deux aus Lascilo Perdere / Duet (A journey of letting go), ursprünglich 2005 kreiert für ihre eigene Company AB&A, dürfte Aszure Barton einen Rekord geknackt haben – für die längste und gewagteste Zungenkuss-Szene in einem Tanzstück. Zur hypnotischen Musik von Antonio Vivaldis Nisi Dominus – Cum Dederit bannt die neue Artist in Residence ein Paar über die gesamte Dauer des Stücks in eine physisch schier unmögliche Verschlingung. So wurde Vivaldi garantiert noch nie vertanzt!

Urknall der Tanzmoderne: Für die Ballets Russes choreographierte Nijinski 1912 sein ikonisches Tanzstück L’Après-midi d’un faune. Musikalische Vorlage war das impressionistische Meisterwerk von Claude Debussy. Inspiriert von Nijinskis bahnbrechender Choreographie und von historischen Fotografien, die ihn in seiner Paraderolle zeigen, schuf Marie Chouinard ihre eigene Version für eine Faunin, die als Schlüsselwerk auch in ihrem Œuvre gelten darf. Mit den ersten Tönen von Prélude à l’après-midi d’un faune versetzt uns das Solo in eine mythische, archaische, buchstäblich un-menschliche Welt. Wie und was träumt ein Fabelwesen? Die kanadische Tanz-Avantgardistin zeigt es uns.

Um ein Fabelwesen geht es auch bei Marco Goecke. Das Werk ist ebenfalls eng mit der Geschichte der Ballets Russes zu Beginn des 20. Jahrhunderts verknüpft. Denn diesen Pas de deux kreierte der langjährige Artist in Residence von Gauthier Dance aus Anlass des 100. Geburtstags von Igor Strawinskys Feuervogel. In Goeckes typisch fiebriger, hyperpräziser Bewegungssprache, mit flatternden Hand- und ruckhaften Kopfbewegungen, erzählt der Choreograph die Geschichte einer Annäherung zwischen Mensch und Vogelwesen.

Britten, Händel, Mozart, Schütz, Purcell, Schubert, Wagner ...: Wenige Choreograph:innen haben sich so eingehend mit klassischer Musik und speziell mit der Oper auseinandergesetzt wie Andreas Heise. Auch Frühlingsstimmen schaut unter die Oberfläche. Auf der einen Seite die überschäumende Seligkeit von Johann Strauss Sohns Walzerklassiker, der Taumel und die Schönheit der erwachenden Natur. Auf der anderen Seite der Zweifel und die Skepsis, eine marionettenhafte Szenerie mit Tänzer:innen, die sich wie ferngesteuert bewegen. Und die drängende Frage: Wo verlaufen die Bruchlinien in einer vermeintlich heilen Welt?

Wohl kaum ein Musikstück wurde so oft, so unterschiedlich und so kreativ in Tanz übersetzt wie Maurice Ravels Boléro. Auch Ohad Naharin ließ sich von dieser ikonischen Vorlage inspirieren – zu seinen eigenen Bedingungen ... Nicht nur enthält der Titel B/olero einen Schrägstrich, der Godfather des Gaga hat sich auch für ein Synthesizer-Arrrangement des japanischen Komponisten Isao Tomita entschieden.

Eine gute Portion Humor bringt auch Orchestra of Wolves von Eric Gauthier mit. Zum ersten Satz von Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie setzt diese Miniaturkomödie augenzwinkernd den vielbeschworenen Autoritätskonflikt zwischen Dirigent gegen Orchester in Szene. In der professionellen Musikszene normalerweise ein Ringen zwischen zwei halbwegs gleichstarken Gegnern. Dumm nur, dass in diesem Stück der Dirigent ein Vogel ist und im Orchester ausschließlich Wölfe spielen ...

Von Anfang an und nach wie vor essentieller Teil jeder MOVES FOR FUTURE Mobil-Show ist Michel Fokines Der sterbende Schwan von 1905 in einer Adaption von Eric Gauthier. Ursprünglich kreiert für die Primaballerina Anna Pawlowa, wurde das Solo zur verträumten Musik von Camille Saint-Saëns' Der Karneval der Tiere zum Inbegriff des klassischen Balletts. Mit La Morte del Cigno wirft der italienische Choreograph Mauro de Candia einen tatsächlich radikal neuen Blick auf das ikonische Werk. In seiner Interpretation wird der sterbende Schwan nicht von einer zarten Ballerina im Tutu personifiziert, sondern von einem männlichen Tänzer.

Altersempfehlung: Ab 16 Jahren.
Die Aufführung enthält Darstellungen von sexuellen Inhalten.

Tickets und Termine

Vorverkauf: Kat. 1: 30,— / erm.: 21,— // Kat. 2: 22,— / erm.: 14,— €
Theaterhaus-Kasse: +49 711 402070
  • 23. Jan.
    • Premiere | Fr. | Theaterhaus Tanz | Halle T2
      Gauthier Dance JUNIORS//
      Theaterhaus Stuttgart
      :
      Radical Classical
      Ausverkauft Evtl. Resttickets
  • 24. Jan.
    • Sa. | Theaterhaus Tanz | Halle T2
      Gauthier Dance JUNIORS//
      Theaterhaus Stuttgart
      :
      Radical Classical
      Ausverkauft Evtl. Resttickets
  • 25. Jan.
    • So. | Theaterhaus Tanz | Halle T2
      Gauthier Dance JUNIORS//
      Theaterhaus Stuttgart
      :
      Radical Classical
      Ausverkauft Evtl. Resttickets
  • 28. Jan.
    • Mi. | Theaterhaus Tanz | Halle T2
      Gauthier Dance JUNIORS//
      Theaterhaus Stuttgart
      :
      Radical Classical
      Ausverkauft Evtl. Resttickets
  • 29. Jan.
    • Do. | Theaterhaus Tanz | Halle T2
      Gauthier Dance JUNIORS//
      Theaterhaus Stuttgart
      :
      Radical Classical
      Ausverkauft Evtl. Resttickets
  • 30. Jan.
    • Fr. | Theaterhaus Tanz | Halle T2
      Gauthier Dance JUNIORS//
      Theaterhaus Stuttgart
      :
      Radical Classical
      Ausverkauft Evtl. Resttickets
  • 31. Jan.
    • Sa. | Theaterhaus Tanz | Halle T2
      Gauthier Dance JUNIORS//
      Theaterhaus Stuttgart
      :
      Radical Classical
      Ausverkauft Evtl. Resttickets