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                    Meine Meinung

                    Es gibt Tage, an denen Worte schwerer fallen. An denen Gespräche sich verändern, nicht abrupt und nicht laut, sondern wie Luft, die langsam dichter wird, ohne dass man zuerst merkt, warum. Ich sitze mit meinem Großvater im Wartezimmer. Er hat Rückenschmerzen, wir waren hier schon oft. Die Abläufe sind vertraut, alles wirkt wie immer, nur die Stimmung hat sich verschoben. Die Arzthelferin ruft seinen Namen falsch. Er lächelt höflich, nicht aus Unsicherheit, sondern aus Haltung. Höflichkeit ist für ihn eine Form von Stärke. Er holt Luft, um zu erklären, wo es weh tut, und hält dann kurz inne. Ich sehe, wie er Worte abwägt. Nicht, weil er sie nicht kennt, sondern weil er ein Leben lang gearbeitet hat, Schichten geschoben, gebaut, getragen. Sein Deutsch ist nicht glatt, aber sein Beitrag steht in Beton, Stahl und in jeder Mauer, die er mit gesetzt hat. Was ich sehe, ist keine Schwäche. Es ist die Erinnerung an einen Blick, der urteilen kann. Den Moment, in dem jemand denkt: Aha, nicht von hier. Und ich begreife: Er hat keine Angst davor, nicht verstanden zu werden. Er hat Angst davor, reduziert zu werden. Nicht auf den Menschen, der er ist, sondern auf den Klang seiner Stimme.

                    Diese Wachsamkeit sehe ich nicht nur bei ihm. Sie ist in meiner Generation, obwohl viele von uns hier geboren sind. Und trotzdem taucht Auswandern in Gesprächen auf. Nicht als Abenteuer, sondern als Möglichkeit, die man ungern ausspricht, aber im Hinterkopf behält. Eine Tür, die man nicht öffnen will, aber deren Existenz beruhigt. Und während wir so leben, ruhig und bewusst, erreichen uns Nachrichten, die etwas bestätigen, das niemand laut ausspricht: In Hanau, einer Stadt, die für viele ein offener Schmerz bleibt, wurden Hakenkreuze auf Autos und Hauswände geschmiert. Es heißt, sogar mit menschlichem Blut. Ob das stimmt oder nicht, spielt kaum eine Rolle. Entscheidend ist, dass wir es für möglich halten. Das sagt mehr über dieses Land aus als jede Pressekonferenz. Deutschland spricht gern von Einzelfällen. Aber wie viele Einzelfälle braucht ein Land, bis man erkennt, dass sie ein Muster ergeben?

                    Wenn wir darüber nachdenken zu gehen, dann nicht, weil wir nicht dazugehören wollen. Sondern weil wir manchmal spüren, dass dieses Land vergisst, wie lange wir schon Teil seiner Geschichte sind. Meine Familie hat hier gearbeitet, gelebt, Kinder großgezogen, Verantwortung getragen. Nicht am Rand, sondern mitten im Alltag dieses Landes. Wir sprechen nicht davon zu fliehen. Wir sprechen davon, atmen zu dürfen, ohne ständig neu beweisen zu müssen, dass wir hier bleiben dürfen. Auswandern ist keine Entscheidung aus Freiheit. Es ist die Frage, wie lange man noch still halten soll, bevor man endlich sagen darf: Wir sind hier, und wir bleiben, nicht weil wir müssen, sondern weil es unser Leben ist.

                    Derya Türkmen, lebt in Berlin und arbeitet als Journalistin bei der taz, Tageszeitung. Am liebsten schreibt sie über gesellschaftliche Themen und beschäftigt sich mit der türkischen Diaspora.

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